« zurück

01. Februar 2007

»Bio-Bauern haben gut Lachen«

Bergedorfer Zeitung

Von Jörg Ahrent. Kirchwerder. Die Zeiten, in denen schrumpelige Bio-Möhren in kleinen Ökoläden zu abenteuerlichen Preisen verkauft wurden, sind endgültig vorbei. Heute gibt es Produkte mit dem Biosiegel in jedem Supermarkt und sogar bei Discountern. Die Nachfrage ist inzwischen so groß, dass sie nur mit Importen befriedigt werden kann. Grundnahrungsmittel wie Kartoffeln, Möhren und Äpfel in Bio-Qualität werden sogar knapp. Grund zur Freude ist das – trotz der starken Konkurrenz aus dem Ausland – für die heimischen Bio-Bauern. Sie sehen ihre Zukunft positiv und auch Betriebe, die aus der konventionellen Landwirtschaft wechseln wollen, haben gute Chancen zu bestehen.

"Bio – Das knappe Gut" lautete der Titel eins Vortrags auf dem Gemüsebautag im Bildungs- und Informationszentrum des Gartenbaus (BIG) in Fünfhausen. Und in der Tat scheint Bio-Landwirtschaft und Gemüsebau Zukunft zu haben. Die Nachfrage nach Bioware steigt kontinuierlich an, das Angebot kann bei einigen Produkten kaum noch Schritt halten, obwohl ein Großteil bereits aus anderen Ländern importiert wird. Öko-Landwirte wie Georg Eggers und Thomas Sannmann sehen sehr positiv in die Zukunft – und machen anderen Landwirten und Gemüsebauern Mut zum Wechsel.

Auf dem Hof Eggers am Kirchwerder Mühlendamm wird seit 1991 ökologischer Landbau betrieben. Es wird Getreide angebaut, der Viehbestand umfasst Rinder und Schweine. Zunächst gehörte der Hof der Vermarktungs- gemeinschaft Naturland an, wechselte später zu Bioland. Georg Eggers sieht auf eine wechselvolle Geschichte seines Betriebs zurück. "Als von Bundeslandwirtschaftsministerin Renate Künast das neue Biosiegel eingeführt wurde, gab es eine nicht so positive Phase, weil viele neue Anbieter aus dem Ausland auf den Markt drängten. Da gingen die Preise zunächst in den Keller." Mittlerweile übersteige wieder – wie in den Anfangsjahren – vielfach die Nachfrage das Angebot. "Seit selbst Discounter Bioprodukte im Sortiment haben, hat die Verbreitung stark zugenommen. Bio ist endgültig aus der Nische heraus", sagt Eggers. Wichtig sei der Anschluss an eine starke Vermarktungsorganisation. "Ein Hofladen kann nur Ergänzung sein, denn die Leute kommen nicht mehr wegen einem Kilo Mehl aufs Land hinaus; das bekommen sie im Supermarkt billiger."

Bereits seit 1985 ist die Gärtnerei Sannmann am Ochsenwerder Norderdeich Mitglied der Anbaugemeinschaft Demeter. Wurden zunächst im Freiland und unter Glas heimische Gemüse und Kräuter angebaut, kam später eine Viehwirtschaft hinzu. Mitinhaber Thomas Sannmann sieht die Entwicklung auf dem Biomarkt positiv, aber mit gemischten Gefühlen. "Der Qualitätsanspruch von Demeter und anderen Gemeinschaften ist durch das Bio-Siegel verwässert worden", sagt er. Früher habe die Ideologie bei den Erzeugern im Vordergrund gestanden, heute sei es leider vielfach die Ökonomie. "Es ist ein hohes Maß an Professionalität gefragt, egal ob man sich als Kleinanbieter oder Massenproduzent etablieren möchte", sagt Sannmann. Trotzdem sieht er gute Chancen auch für kleine Betriebe, nach einer Umstellung zu bestehen. "Wichtig ist: Wer starten möchte, muss sich frühzeitig um die Verkaufsseite kümmern."