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26. Juli 2007

»Brummige Spezialisten«

Bergedorfer Zeitung

Ochsenwerder (wi). Über Fachkräftemangel kann sich Thomas Sannmann wahrlich nicht beklagen. An die 500 Spezialisten unterstützen ihn bei der Tomatenproduktion. Zwar gehen sie ihrer Arbeit eher brummig nach, trotzdem sind sie sieben Tage die Woche im Einsatz – und das vom Aufgang der Sonne bis zu deren Untergang. Der Demeter-Gärtnermeister aus Ochsenwerder setzt – wie die meisten seiner Berufskollegen auch – seit vielen Jahren Hummeln für die Bestäubung der Tomaten ein und ist mit der Zusammenarbeit sehr zufrieden.

Bombus terrestris, die Erdhummel, meistert ihre Aufgabe perfekt. Um an die Staubgefäße in der schmalen, gelben Blüte zu gelangen, beißt das Insekt sich durch die Blütenwand und erzeugt mit der Brustmuskulatur Vibrationsstöße. Diese bewirken, dass die Pollen aus den Staubbeuteln herausgeschüttelt werden. Einen Teil davon schnappt sich die Erdhummel, aber es fallen auch Pollen auf die Blütennarbe. Auf diese Weise wird sie befruchtet, anschließend bildet sich ein Fruchtknoten, der zu einer Tomate heranwächst. Neben den Hummeln übernimmt aber auch der Wind während der Sommermonate, wenn die Treibhausfenster geöffnet sind, einen Teil der Bestäubung.

"Hummeln sind fünfmal effektiver als Bienen", weiß Sannmann. Ein Volk besteht aus etwa 100 Tieren. Sie bestäuben die Blüten von zirka 4000 Tomatenpflanzen. Entsprechend sind fünf Völker für die 20000 Pflanzen, die auf 10000 Quadratmetern am Ochsenwerder Norderdeich 50 unter Glas stehen, im Einsatz. Seit Anfang April verrichten die Hummeln ihre Arbeit – aber nur für acht bis zehn Wochen. "Danach fliegen die Königinnen und Arbeiterinnen davon", sagt Sannmann. So brummt in dieser Saison schon die zweite Generation Hummeln in den Gewächshäusern, in der Regel folgt noch eine dritte.

Maximal 15 Völker setzt Sannmann also für die Tomatenproduktion ein. Er bezieht sie aus Holland und bezahlt etwa 70 Euro für ein Volk. Damit die Insekten nicht zu sehr vagabundieren, steht am Anfang einer jeden Reihe mit Tomatenpflanzen eine stattliche Tagetes, an der die Hummeln auch naschen können. Die Türen zu den Gurkenkulturen sind allerdings stets verschlossen. Ihre Blüten sind süßer als die der Tomaten, sodass die pelzigen Schleckermäuler kurzerhand abwandern würden.

Wer sich über die Bestäubung mit Hummeln oder Tomaten, die ein wahrer Kraftprotz sind, informieren möchte, der hat dazu an diesem Sonnabend Gelegenheit. Die Familie Sannmann lädt in der Zeit von 14 bis 18 Uhr zum siebten Tomatenfest ein. Die Besucher können die rote Frucht direkt von der Pflanze ernten und ihre Lieblingssorte beim Geschmackstest herausfinden. Von der kleinen Eierstrauchtomate bis zur regionalen "Vierländer Platte" stehen sieben verschiedene Sorten zur Auswahl.

Wissenswertes über die "Liebesäpfel" sowie zum biologisch-dynamischen Demeter-Anbau erfahren die Besucher bei Führungen durch die Gewächshäuser und Felder. Zur Stärkung werden selbstgemachte Pizza und Tomatensuppe "Gärtnerin Art" angeboten. Neben Tomaten können auch Blumen gepflückt und die Hof-Tiere angesehen werden. Der Eintritt ist frei.