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24. Juli 2008

»Hier kommen Tomaten-Fans auf ihre Kosten«

Bergedorfer Zeitung

Ochsenwerder (wi). Weltweit werden jährlich 120 Millionen Tonnen Tomaten produziert – Tendenz steigend. Die vitaminreiche Frucht des Nachtschattengewächses, die auch über viele Mineralstoffe – vor allem Kalium – verfügt, erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Besonders, seit mehr und mehr Sorten auf den Markt kommen – darunter auch zahlreiche alte. So hat sich auch die Demeter-Gärtnerei Sannmann auf die historische "Vierländer Platte" spezialisiert. Doch "Ruth", "Piluweri", "Rosamunde", Cherry- und Eier-Strauch sowie "Florino" – alles Liebhaber-Sorten – warten ebenso mit aromatischen Früchten auf.

Welche Sorte über die schmackhaftesten Früchtchen verfügt, das können die Besucher des Tomatenfestes entscheiden, zu dem die Familie Sannmann für Sonnabend von 14 bis 18 Uhr an den Ochsenwerder Norderdeich 50 einlädt.

Dort reifen zurzeit auf 12000 Quadratmetern die roten Früchte heran. Im Gegensatz zum Vorjahr, als ein erheblicher Teil der 20000 Tomatenpflanzen von der Kraut- und Braunfäule befallen war, "sind die Bestände in dieser Saison sehr schön gesund", sagt Thomas Sannmann. Die Hauptsaison ist in vollem Gange. Das heißt, alle zwei Tage pflücken acht Erntehelfer etwa 800 Kilogramm Tomaten. Steigen die Temperaturen weiter, so wie es für die nächsten Tage vorhergesagt ist, erhöht sich auch die Erntemenge.

Beim bio-dynamischen Demeter-Anbau stehen die Tomatenpflanzen in Erde und werden mit eigenem Kompost gedüngt. "So produzieren sie hervorragend Wurzeln, wachsen kräftig und bilden immer wieder neue Fruchttrauben", sagt der Gärtnermeister. Ganz anders die "Vierländer Platte". Sie erreicht lediglich eine Höhe von gut einem Meter und bildet entsprechend wenig Fruchttrauben – bis zu vier Stück. "Deshalb pflanzen wir sie zeitlich versetzt, damit wir möglichst lange ernten können", sagt Sannmann.

Im Durchschnitt isst jeder Deutsche 22 Kilogramm Tomaten pro Jahr. Davon wird fast die Hälfte frisch verzehrt. Doch nur sechs Prozenz der in Deutschland vermarkteten Tomaten werden auch dort produziert. Der Löwenanteil kommt aus dem Ausland – auch in der Hauptsaison.

Sannmann bedauert das sehr. "Die ausländischen Früchte werden so unreif vor dem Transport geerntet, dass sie den obligatorischen Ein-Meter-Test unbeschadet überstehen", weiß der 49-Jährige. Das heißt, Stichproben der grünen Tomaten werden aus einem Meter Höhe fallengelassen. Platzen sie dabei nicht auf, sind sie für den Auslandstransport geeignet. Das setzt eine harte Schale voraus, und das Aroma bleibt bei diesem Grad der Unreife auch auf der Strecke. Mit einer "Vierländer Platte" würde dieser Versuch jämmerlich scheitern. Dafür ist ihre Schale viel zu dünn – auch im unreifen Zustand. Sannmann räumt ein, dass zum Beispiel Tomaten aus dem südspanischen Almeria "aufgrund anderer Strukturen günstiger produziert werden" als in Familienbetrieben wie dem seinen. "Für den höheren Preis gibt's aber auch eine bessere Qualität", sagt er.

Davon können sich die Besucher des Tomatenfestes selbst überzeugen. Nach dem Geschmackstest gibt es die Möglichkeit, die Früchte selbst im Gewächshaus zu ernten. Ab 14.15 Uhr werden stündlich Führungen durch die Gewächshäuser angeboten, bei denen auch die Besonderheiten des bio-dynamischen Anbaus erklärt werden.

Für die kleinen Besucher gibt es ab 14.30 Uhr eine Tomaten-Mal-Aktion. Außerdem können sie an Trecker-Rundfahrten teilnehmen oder Esel, Kuh und Ziege besuchen. Köchin Birgit Menzel verwöhnt die Gäste wieder mit der Sannmann-Tomatensuppe, und die Genusshandwerkerin Heike Harms serviert Tomaten-Pizza.