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15. Juni 2007

»Standards aufgeweicht«

Bergedorfer Zeitung

Kirchwerder/Brüssel (waa). Nun ist es amtlich: Die EU bekommt eine neue Ökoverordnung, von 2009 an ein einheitliches Bio-Siegel. Damit wollen Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer und Ministerkollegen der EU-Staaten den wachsenden Ökomarkt für den Verbraucher übersichtlicher machen. Für den erzielten Kompromiss gibt es aber nicht von allen Seiten Zustimmung.

"Die bisherigen Standards werden aufgeweicht", sagt Thomas Sannmann, der in Ochsenwerder eine Demeter-Gärtnerei und einen Bio-Markt betriebt. Er beklagt, dass in Zukunft Spuren genetisch veränderter Organismen in Bio-Lebensmitteln akzeptiert werden – der Schwellenwert liegt bei 0,9 Prozent. Positiv ist für Sannmann, dass nationale Siegel und Verbandslogos wie Demeter oder Bioland Bestandsschutz erhalten. "Die Verbände werden höhere Ansprüche an die Produkte formulieren", ist er überzeugt. Anvisiert werden ein Schwellenwert von nur 0,1 Prozent gentechnisch veränderter Organismen. "0,0 Prozent ist heute schon technisch gar nicht mehr machbar", bedauert Sannmann.

Zweites Problem der neuen Öko-Verordnung ist für den Demeter-Landwirt, dass Vitamine oder Enzyme zugelassen werden sollen, die aus genetisch modifizierten Bakterien gewonnen wurden. "Das ist ein weiterer Kniefall vor der Gentechnik-Industrie."

Eine Auflockerung der geltenden Standards für Bio-Produkte sieht auch Georg Eggers in dem neuen Öko-Siegel. Der Landwirt, dessen Betrieb seit kurzem Bioland-Mitglied ist, zeigt sich aber überzeugt: "Das führt zu einer Stärkung der Verbandssiegel. Viele Menschen wollen genauer wissen, was auf den Tisch kommt."