03. März 2015
Bodenproben
Von Andrea Madadi. Seit einem halben Jahr lassen wir unseren Gärtnerei-Boden von der Bodenkundlerin Dr. Inga Röwer untersuchen und kartieren. Bisher hat sie eine Kartierung mit 45 Punkten vorgenommen, um Körnung (mittels Fingerproben), Humusgehalt (anhand der Bodenfarbe) und Lagerungsdichte des Bodens abzuschätzen. Hieraus leitet sie anhand von Tabellenwerten Bodeneigenschaften wie die Nährstoffbindung und die Wasserbindungsfähigkeit des Bodens ab. Dabei sind bereits viele spannende Erkenntnisse zu Tage getreten, wie sich der Marschenboden durch die jahrhundertelange Kulturarbeit der Gärtner verändert hat.
Unsere Gärtnermeister wollen durch diese Standortcharakterisierung genaue Bodenkenntnisse gewinnen, um noch gezielter das Bodenleben durch unseren selbst hergestellten Kompost zu fördern. Das Ziel ist, dem Boden langfristig mehr zurückzugeben, als verbraucht wird. Am Freitag, den 13.02.2015 wurden umfangreiche Grabungen und Untersuchungen von Prof. Eva-Maria Pfeiffer, Geschäftsführende Direktorin des Hamburger Instituts für Bodenkunde, in der Gärtnerei Sannmann vorgenommen. Diese Proben werden dann im Labor mit chemisch/physikalischen Methoden genau untersucht. Dazu wird es auch eine Betrachtung zur Bodenentwicklung geben. Die Untersuchungs-Ergebnisse werden in der Bachelor Arbeit von Janin Scharrenberg, Studentin der Geowissenschaften, im September veröffentlicht: www.geo.uni-hamburg.de/bodenkunde
Einige Daten zum Boden:
- 24 Milliarden Tonnen fruchtbarer Boden werden jährlich durch falsche Nutzung zerstört: Große Maschinen in der Landwirtschaft verdichten die Bodenstruktur, Pestizide und Mineraldünger beeinträchtigen das Bodenleben, Wind- und Wassererosion wehen oder schwemmen fruchtbaren Boden davon.
- Fruchtbare Böden von mehr als 100 Fußballfeldern Fläche verlieren täglich in Deutschland ihre Funktion und stehen nicht mehr für die Produktion von Nahrungsmitteln zur Verfügung, weil sich Städte und Straßennetze ausdehnen. Asphalt versiegelt fruchtbaren Boden und schädigt ihn unwiederbringlich.
- Böden sind nicht nur wichtig für die Lebensmittelproduktion. Böden filtern Regenwasser, speichern Wasser und Nährstoffe, transformieren bspw. Schadstoffe, bieten Lebensraum für Bodenorganismen, sind Archive der Natur- und Kulturgeschichte, und nicht zuletzt regulieren sie das Klima, weil sie neben den Ozeanen der größte Kohlenstoffspeicher der Erde sind.
- Böden sind sehr lebendig: in einer Handvoll Erde leben mehr Organismen als Menschen auf unserem Planeten.
- Nur durch fruchtbare Böden mit einer reichen und gesunden Humusschicht können drei wichtige Ziele der Weltgemeinschaft erreicht werden: 1. Den Verlust der Biodiversität stoppen 2. Die Klimaerwärmung begrenzen 3. Menschen ausgewogen und gesund ernähren.
„In der Gärtnerei Sannmann wird echter, praktischer Bodenschutz betrieben“, so das Fazit der Expertin Prof. Pfeiffer.