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08. November 2008

Besichtigen, essen und denken 2008

Der Weg unserer Lebensmittel von der Erzeugung über die Zubereitung bis zu ihrer Wirkung

Begleitet von einer wunderschönen Herbststimmung brachen die 40 Gäste von Thomas Sannmann am Samstag, den 8. November 2008 auf zur Führung durch die Demeter Gärtnerei. Das war der Start zur diesjährigen November-Veranstaltung "Besichtigen, Essen und Denken", die den Teilnehmern ein besonderes Programm rund um die anthroposophische Lebensphilosophie bot: Die Besonderheiten des bio-dynamischen Gemüseanbaus, neue vegetarische Kreativ-Küche im Gewächshaus mit Linda Socias, Birte Menzel und Hans Bonneval, Bilder und Ergebnisse zu Gemüsequalitäten mit der Steigbildforschung von Ulrike Nadler und einen Vortrag von Hans Bonneval zur Wirkungsweise der Lebensmittel auf den menschlichen Organismus und Geist sowie Einblicke in die anthroposophische Ganzheitslehre Rudolf Steiners.

Gemeinsam mit Produktionsleiter Markus Walkusch-Eylandt erklärte Thomas Sannmann den biologisch-dynamischen Gemüseanbau seiner Demeter Gärtnerei. Dabei zeigten die beiden Gärtnermeister den Gästen den schwarzen, belebten Boden auf dem Feld und erklärten, warum die Kühe für die Düngung so wichtig sind. Staunend erfuhren die Zuhörer, dass die Pflanzungen mit frostfestem Feldsalat und Winterpostelein auf den großen Freilandfeldern per Hand gesetzt und auch einzeln per Hand geerntet werden. Die Düngung der Gemüsesorten erfolgt mit kompostiertem Rindermist, der mit Heilkräutern und bio-dynamischen Präparaten veredelt ist. Eine Besonderheit stellt der Kompost-Tee dar, aus speziell aufbereitetem, intensiv gepflegtem Kompost. Als Aufguss spendet er den Pflanzen Kraft. Zur Stärkung der insgesamt 40 verschieden Gemüsesorten, die übers Jahr auf rund 10 ha angebaut werden, verwenden die Demeter Gärtner spezielle Kräuterextrakte und die biologisch-dynamischen Hornmist- und Hornkieselpräparate. Bei der Führung konnten die Gäste ihnen unbekannte Kräuter und neue Salatarten direkt vom Beet verkosten. Um besonders vollwertige Lebensmittel zu erzeugen, werden auf den Demeter Höfen die natürlichen, kosmischen Rhythmen beachtet. Das Gärtner-Team pflanzt und sät nach dem Mondkalender der Maria Thun, die in 55 Jahren Natur- und Konstellationsbeobachtungen, die günstigsten Arbeitstage für Pflanz-, Hack- und Erntezeiten herausgefunden hat.

Nach eineinhalbstündigem Rundgang kamen die Besucher in ein warmes, mit herbstlichen Gemüsen und Blumen dekoriertes Gewächshaus. Hier kochten seit dem Vormittag "Tafelzauber"-Köchin Linda Socias, Gärtnerei-Köchin Birte Menzel und der Anthroposophie-Experte Hans Bonneval kreative vegetarische Gerichte für die Gäste. Ulrike Nadler präsentierte dem faszinierten Publikum die Untersuchung von Pflanzensäften mit der Steigbild-Methode. Die Forscherin vergleicht und differenziert mit dieser Methode aus der anthroposophischen Bildekräfteforschung Qualitäten landwirtschaftlicher Produkte. Vor langer Zeit schon hatte Rudolf Steiner zur Entwicklung dieser Methode angeregt. Neben Qualitätsuntersuchungen, wie z. B. der verschiedenen Tomatensorten der Gärtnerei Sannmann, ist ein Ziel von Ulrike Nadler die stete Weiterentwicklung der unterschiedlichen Varianten der Steigbildmethode, sowie eine noch differenziertere Deutung ihrer reichen Bildsprache.

Für diese Veranstaltung hatte sie Versuchsreihen mit frisch von Hand gepressten Säften von Möhren, Äpfeln, Kohlrabi und Petersilie zur Vorführung aufgebaut. Der jeweilige Pflanzensaft steigt dabei aus Kaelin-Schalen (speziellen runden Glasschalen) in einem sehr feinen und gleichmäßig strukturierten Filterpapier-Zylinder hoch. Nach dem Trocknen folgen eine oder zwei Metallsalzlösungen als Reagenzien. In der letzten Steigphase entstehen unter Einwirkung des Tageslichts charakteristische Form- und Farbzeichnungen, sozusagen als Wegspuren der Steigbewegungen des jeweiligen Pflanzensaftes. Die interessierten Fragen aus dem Publikum, was sie denn anhand der Formen ablesen könne, beantwortete Ulrike Nadler mit einem breiten Spektrum an Vergleichsmöglichkeiten: Frische, Reife, Vitalität, Sorte, Ausgewogenheit der Eigenschaften, aber auch z. B. der Erntezeitpunkt oder eine evtl. bestehende Schoßneigung einer Pflanze sind einige der ablesbaren Merkmale. Eindrucksvoll schilderte die Forscherin den Apfelvergleich einer Sorte, einmal frisch geerntet im Herbst und dann gelagert bis Mai: Bei diesem Versuch blieben die Formen ähnlich, aber die Farbintensität des Bildes unterschied sich deutlich. Der gelagerte Apfel hinterließ nur noch blasse Farben im Steigbild, während der frische Apfel eine kräftige, vitale Farbe zeigte.

Wichtig für die Versuche mit der Steigbild-Methode sind die richtigen Untersuchungsbedingungen, wie Raumtemperatur, Luftfeuchte oder Ausschluß von Zugluft, die immer gleich sein müssen während einer Versuchsreihe. Viele Gäste waren sich nach diesem Exkurs in die anthroposophische Steigbild-Forschung einig, dass diese Methode nicht nur praktischen, sondern auch für das Auge einen großen ästhetischen Wert besitzt.

Mittlerweile hatten die drei kreativen Köche die Ergebnisse ihrer exzellenten Kochkunst auf einem reichhaltigen Buffet angerichtet und luden zum gemeinsamen Mahl: Zum Magen anwärmen eignete sich die köstliche Kürbiscremesuppe von Birte Menzel, als Aperitif konnte man die Kombination aus wildem Reis und Cous-Cous mit Früchten, Pilzen und feinen Sannmann-Wildsalaten von Linda Socias genießen, dann bei den rosa Nudelhörnchen mit Rote Beete und Apfel von Hans Bonneval vor speisen, um schließlich als Hauptgang Seitan-Auflauf mit Fenchel, Wirsing mit Shiitake-Pilzen und Hirse oder Rosenkohl mit Steckrübe, Cous-Cous und Tofu zu kosten. Dazu schmeckte Rohkostsalat mit einer erfrischenden Quark-Joghurt-Creme. Zum süßen Abschluss des Festmahls luden die gebratenen Bananen und Äpfel mit Reis, Honig und Sahne ein.

Trotz dieser Gaumengenüsse und angeregten Unterhaltungen wurde der Vortrag von Hans Bonneval schon mit Spannung erwartet. "Welche Wirkung hat die Ernährung auf das Denken?" - fragte der Ethik-Experte, Rudolf-Steiner-Kenner und Leiter der Denkschule Hamburg.

Die anthroposophische Erkenntnis und Lehre Rudolf Steiners in einer Stunde zu erklären, ist kein leichtes Unterfangen - Hans Bonneval gelingt es mit viel Einfühlungsvermögen, Sachkenntnis und überraschenden und anschaulichen Beispielen. Rudolf Steiner, eine der spirituellen Zentralfiguren des 20. Jahrhunderts, hatte die Fähigkeit hinter die materiellen, physischen Erscheinungsformen der Dinge zu schauen und dort ihr eigentliches Wesen, das Geistige, Ideenhafte, den Logos zu entdecken. "Alles ist wesenhaft, auch die Pflanzen", erklärt Hans Bonneval. "Der Geist dieser Fenchelknolle ist vorhanden, aber immateriell", meint er und hält eine prächtige Knolle hoch, "die hier sichtbare Form ist dessen physische Kruste." Am Beispiel des Fenchels erläutert Bonneval die Hauptkräfte, welche die physische Erscheinung erzeugen: Lebenskraft für das Wachstum und Todeskraft als formgebende Wachstumsbremse. Ohne Todeskraft würde die Fenchelknolle formlos ins Unendliche wachsen. Die Todeskraft bewirkt die Grenze des Wachstums und bildet Schalen und Haut, in welchen sich Vitamine finden. Durch Vitamine nimmt der Mensch Formenkraft zu sich.

Die wichtigsten Bestandteile der menschlichen Ernährung sind Eiweiß, Kohlehydrate, Fette und Mineralsalze. Diese finden sich in optimaler Form in Pflanzen, die im bio-dynamischen Anbau erzeugt wurden. In den Wurzeln sammelt die Pflanze die Mineralsalze, die der Mensch zum Denken und zum Aufbau seiner Knochen braucht. Fette sind in den grünen Blättern der Pflanze enthalten, aus denen der Mensch die eigentliche Leibessubstanz bildet. Pflanzenfette werden nicht im Körper deponiert wie tierische Fette, sondern ständig verbrannt. Kohlehydrate geben dem Menschen die Gestalt und Festigkeit - sie sind z.B. in den Früchten und Körnern vorhanden. Als pflanzliche Ausnahme bezeichnet Hans Bonneval die Kartoffel, deren Kohlehydrate für den Menschen mehr Problematik als Nutzen haben: "Die Kartoffel zu verdauen, blockiert im Kopf die Denkkräfte, dadurch ist man zu sehr mit Kartoffel-Verdauen beschäftigt und hat kein Potential mehr für schöpferische Ideen."

Das pflanzliche Eiweiß wird vom menschlichen Organismus vollständig aufgelöst und in Kraft zu Erzeugung des körpereigenen Eiweiß' umgewandelt. (Ausnahme: Eiweiß aus Bohnen, weil dieses schwerer abgebaut wird und das Gehirn träge macht). Tierisches Eiweiß wird nur in geringen Mengen richtig verdaut. Jeder Überschuss wird in den Körper eingelagert und ist Quelle von allerlei Krankheiten wie Rheuma und Gicht. Außerdem durchsetzt Fleischnahrung den Menschen mit den Kräften der Tiere, mit deren Trieben und Instinkten und vor allem der Angst, die wir zwangsweise mit dem Fleischgenuss aufnehmen. Das Eiweiß aus Milchprodukten ist dagegen wiederum wertvoll für den Menschen, weil es für die Ernährung der Kälber dient und somit von der Kuh selbstlos gegeben wurde. Dieses ist nicht von den Trieb- und Begierde-Kräften des Tieres durchdrungen. Milchprodukte, wie Käse, Butter, Sahne und Yoghurt sind daher in Maßen genossen zu empfehlen. Es sei aber darauf zu achten, dass die Milch von Kühen mit Hörnern stammt, dann wird diese gewöhnlich auch von Menschen mit Milcheiweiß-Allergie vertragen. Wer aber lieber nur pflanzliches Eiweiß zu sich nehmen möchte, der sei besonders auf Seitan hingewiesen, welches meistens aus Weizen hergestellt wird.

Beim Eiweiß kommt der Experte auf den Kernunterschied zwischen konventionellem Gemüseanbau und der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise zu sprechen, welche sich vor allem die verschiedenen Methoden der Düngung unterscheiden. Durch toten Mineralsalz- und Stickstoffdünger werden die konventionellen Äcker ruiniert, das Bodenleben wird abgetötet, der Humusanteil sinkt ständig, die Erde wirkt braun-grau, weil nichts Lebendiges zugeführt wird. Das hat den Rückgang der Inhaltsstoffe zur Folge, die Produkte sehen nur schön und groß aus, ernähren den Menschen aber nicht mehr mit Kräften sondern füllen nur seinen Bauch. Kompostdüngung nach Rudolf Steiner dagegen bringt lebendige Mikroorganismen auf die Felder, die eine lebendige, fruchtbare, schwarze Erde erzeugen. Kontraproduktiv wirken auch Pestizide und Fungizide, wie sie in der konventionellen Landwirtschaft zur Schädlings- und Unkrautbekämpfung verwendet werden. Durch ihre stark abtötende Wirkung manifestiert sich diese Todeskraft in den Pflanzen über das rein physische hinaus. Sie wirkt nicht nur toxisch, sondern bringt den ganzen Menschen unter negative Kräfte. Auch die Gentechnik verstärkt diese negativen Wirkungen. Wenn den Pflanzen schon bei der Zucht ein Gift eingebaut wird, um die Laus zu töten, die an ihr knabbert, ist die Pflanze kein freundliches Lebensmittel mehr. Gentechnik bedeutet einen gefährlichen Eingriff in die Schöpfung, warnt Bonneval, weil wir damit einseitig die Erbanlagen nach unseren egoistischen Interessen umbauen und unwiderruflich in den Lebensplan der Pflanzen und Menschen eingreifen. Die Weisheit der Schöpfung ist vieltausendmal größer als die egoistischen Profitinteressen gewisser Konzerne. "Wir sollten dieses Eingreifen unter allen Umständen verhindern", so Bonneval, "denn die Abweichungen vom Plan der Natur werden auch den Menschen verändern, der solche Produkte isst." Alles was vom Plan abweicht, wird in der Natur ausgesondert und zerstört. Schwache Pflanzen werden von sogenannten Schädlingen vernichtet. Schwache und kranke Tiere werden von Raubtieren verspeist. So drohen bei einer Abweichung vom Plan der Natur Zerstörung, Chaos und Tod.

Der große Appell von Hans Bonneval an die Zuhörer aber ist, vom instinktiven "Hauptsache es schmeckt" zur bewussten Ernährung überzugehen. Dabei sollte man nicht nur auf die Weisheiten anderer zu hören, sondern sich selbst befragen: "Was brauche ich?". Denn die angemessene Ernährung ist individuell von Mensch zu Mensch verschieden. Nur über das ständig wiederholte Sich-Selbst-Befragen kann man auf richtigen Ideen und Gedanken kommen.

Der Mensch soll ein Wesen werden, welches die Welt erkennt und nach seiner Erkenntnis in die Welt angemessen eingreift. Dazu braucht er ein gesundes Denken und dieses kann durch eine gesunde, in der Hauptsache vegetarische Ernährung gefördert werden, besonders durch die Produkte des Demeter-Landbaus. Es kann durch viel Fleisch, Kartoffeln und weiße Bohnen, aber auch durch Alkohol und Tabak behindert werden. Ein sehr großer Prozentsatz der Krankheiten ist ernährungsbedingt. Ein noch größerer Prozentsatz der Weltprobleme resultiert aus einem schwachen und falsch geleiteten Denken. Außerdem bedeutet eine bewusste Ernährung, auch die Leistung der Wesen, die uns mit ihren Körpern ernähren, die Pflanzen- und Tierwesen wirklich zu achten und sich für ihr Opfer zu bedanken. Dies ist kein sinnloses Ritual, sondern wendet sich an die nicht-physischen Gruppenseelen der Pflanzen und Tiere.

Zum Abschluss der Veranstaltung spielte Sönke Sannmann sanfte Melodien auf der E-Gitarre. Für viele Gäste war dieser Nachmittag ein Erlebnis für alle Sinne, das sie gern wiederholen und vertiefen würden.

Themen zum Vertiefen - interessante Ernährungswirkungen: Kaffee, Tomate, Kartoffel, Bohnen, Fleisch, Milch und Honig, Rohkost

Verweis auf Vorträge von Steiner: Archiati Verlag: Rudolf Steiner "Gesunde Ernährung" (5.-€)

»Die Führung, Kostproben und Vortrag haben sehr gefallen, viele für mich völlig neue Denkweisen - würde ich gern in weiteren Informationsveranstaltungen vertiefen. Vielen Dank für die viele Mühe und nette Atmosphäre « Christa Mohn

»Danke für die vielen Anregungen!« Mariana Busch, Buchholz

»Es war ein informativer Tag, eine schöne, kreative, gesunde Energie in der Hofgemeinschaft und ein wunderbares Essen. Vielen Dank für soviel gutes Engagement.« Maren Ulrich

»Die Veranstaltung war ein Tag für die Sinne. Bis zum hoffentlich nächsten Mal.« P. Koll und Th. Zohm

»Der Abend war sehr interessant und informativ - unbedingt wiederholen!« Jörn Reichenbecker

»Ein mutiges Unternehmen, das Zeigen der Produktion zu verbinden mit konkreten Informationen über die Bildekräfte. Sehr überzeugend.« Johannes Hommes

»Hochinteressante Informationen in liebevoll gestalteter Atmosphäre. Anregende Gedanken zur gesunden, vollwertigen Ernährung - ein schöner Abend.« Christian Rickert und Diana Wilm

»Es ist wichtig alles in der Praxis zu erleben. Ich habe wieder Einiges über Demeter dazu gelernt in persönlicher Atmosphäre. Vielen Dank - auch für das leckere Essen.« Karin Heinrich

»Eine gelungene Veranstaltung mit viel wissenswerten Informationen. Wir werden bei der nächsten Veranstaltung wieder dabei sein.« M. und S. Hacker

 

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