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23. April 2005

Frühlings-Führung 2005

Was wir säen, werden wir ernten

Eine interessierte Besuchergruppe von Abo-Kunden mit Kindern ging zusammen mit den Sannmann-Gärtnern am Samstag, den 23. April, durch die Gewächshäuser und Felder.

"Bitte die Töpfe mit Erde füllen und dann drei Bohnenkörner 1 cm tief in die Erde stecken." Damit begannen wir mit der praktischen Arbeit. "In einem Samenkorn ist der gesamte Bauplan, das Bild der zukünftigen Pflanze in stark zusammengedrängter Form enthalten." "Wenn wir nun das Saatkorn in die Erde legen, was braucht es dann um zu wachsen?" "Wasser!" "Wärme!" "Sonne!" "Richtig, gute Erde und auch den Menschen der sich um die gute Pflege der Pflanze kümmert."

Dann stellten wir uns vor, wie es mit der Bohne weiter geht: Zuerst kommen die kleinen Wurzeln aus dem Korn gekrochen, danach bildet sich peitschenförmig der Stängel mit den noch eingerollten zartgrünen Blättern. Nach einiger Zeit entwickeln diese sich, der Stängel streckt sich und es bilden sich weitere Blätter. Wenn genug Sonnenlicht und Wärme auf die Pflanze eingewirkt haben, erscheinen aus den Blattachseln die Blüten. "Was passiert dann?" Nach dem Verblühen bildet sich unterhalb der Blüte die Bohnenhülse, die Frucht aus. Wenn sie dann in der Sonne gereift ist wird sie hart und trocken, nun können wir die Kerne in der Hülse entdecken. Da sind viele neue Samen aus unserem Bohnenkorn über Sommer entstanden. Der Kreis von Saat bis Ernte schließt sich und wir habe Bohnen zum Essen und Samen für die nächste Aussaat.

Bei jedem Male ihrer Vermehrung nimmt ein neu bei uns entstandenes Samenkorn etwas wie eine Erinnerung, eine Einprägung, von ihrem vorigen Leben an unseren Standort mit, für ihren neuen Bauplan. Nach vielen Durchgängen, Generationen passt sich die Pflanze nun perfekt an die Umgebung in der sie gelebt hat an. Nach einigen Jahren haben wir eine ortstypische eigene Bohnensorte. Sie kann optimal ihren typischen Charakter durch Duft, Aroma und Aussehen entwickeln und ihre stärkende Lebenskraft auf uns Menschen beim Verzehr übertragen.

Konventionelle Zuchtmethoden und die Vorzüge der Demeter Zuchtarbeit stellte uns Christina Henatsch vor. Diese Expertin arbeitet in der Initiative www.kultursaat.org an neuen Sorten für den Demeter Anbau.

Endlich wurde dann das schwere Saat-Rätsel aufgelöst und die Töpfe mit Bohnensamen verließen mit ihren freudigen Besitzern unsere Gärtnerei um bei ihnen den Kreislauf von Saat und Ernte und neuer Saat zu vollenden.

Unser Anliegen ist es, nach und nach von den konventionell gezüchteten Gemüsearten unabhängig zu werden, denn diese Richtung zielt langfristig nur auf Monopolisierung der Saatgutreserven der Welt und Geldmaximierung (siehe Gentechnik) ohne Berücksichtigung der Nahrungsqualität.

Im Demeter Anbau für unsere Region passende, gesunde Pflanzen zu züchten, halten wir für den besseren Weg. Dies ist ein viele Jahre dauernder, schwieriger Prozess, aber wir sind froh das es schon bei einigen Sorten wie der Tomate "Original Vierländer Platte" gelungen ist, eigene Demeter Sorten zu haben. Sie sollten sie mal probieren.

Für diese Saison testen wir u.a. einige samenfeste Tomaten und Gurkensorten auf ihre Eignung für den biologisch-dynamischen Anbau und die Samenvermehrung in unserer Gärtnerei.